Jazz und Studentenpolitik
In Großbritannien spielt sich reges Leben auf dem Campus nicht nur in ländlichen Universitäten ab, sondern auch in den innerstädtischen Hochschulen und Colleges. Zu Beginn registriert man sich bei der National Union of Students (NUS). Dabei handelt es sich um eine Studentengewerkschaft, die über mehr Funktionen und Handlungsspielräume innerhalb der Universität als der deutsche AStA verfügt. Die unibezogene Zweigstelle der Student Union (LSESU) leistet praktische Unterstützung in sämtlichen Bereichen des Campuslebens und organisiert die Wahlen der Studentenvertreter für diverse Gremien der Universität. Darüber hinaus unterstützt sie ein breites Angebot an Aktivitäten unterschiedlicher Gruppierungen und Vereinigungen, die als Societies bezeichnet werden und sich in zwei Kategorien einteilen lassen: Unterhaltung und Politik. Da es damals keine Mobiltelefone gab, bot eine analoge Holzwand mit „Pigeon Holes“, kleinen Post- und Ablagefächern, die einzige Möglichkeit der internen Kommunikation. Man musste also regelmäßig in sein Fach nach Mitteilungen von der Universitätsverwaltung, den Societies, Dozenten und anderen Kommilitonen schauen.
Während der Einführungswoche, der Freshers Week, wurde mir ein netter Student als Einweiser und Berater für das Studentenleben zugewiesen. Beim Besuch der Einführungsmesse, stellten sich sämtliche Vereinigungen und politische Gruppen vor. Unter die Rubrik der Unterhaltung fielen in erster Linie die Bereiche Sport, Theater, Film und Musik. Doch es gab auch ungewöhnliche Veranstalter, wie die Wine and Cheese Society, die regelmäßig Weinproben mit Käse anbot. Die englische Essenskultur war damals eine Katastrophe und so gab es mehrere Gruppen, die sich gegen die industrielle Herstellung von Nahrungsmittel stemmten. Dazu zählten die Kampagnen für Real Cheese und Real Ale, die tatsächlich eine Qualitätsverbesserung des britische Käse- und Bierangebots herbeiführten.
Mein Blick fiel sofort auf die LSE Jazz Society. Nicht nur waren die Betreiber aufgeschlossen und sympathisch, ihr Ziel bestand darin, das Genre des Jazz mit dessen genialer Mischung aus Individualismus und Kooperation der gesamten Studentenschaft näher zu bringen. Schließlich bietet der Jazz über die Ausdrucksform der Improvisation Entfaltungsmöglichkeiten der persönlichen Stimme und gleichzeitig verkörpert er Integration in eine kollektive Ordnung. Die führenden Personen der Gruppe waren bereits im dritten Abschlussjahr und daher baten sie mich, sofort die Leitung zu übernehmen. Auf diese Weise begann meine „Karriere“ als Impresario, in der ich mit Hilfe der anderen Jazzenthusiasten in einem akademischen Jahr etwa dreizehn Konzerte veranstaltete. Zehn davon fanden im Studentenpub The Three Tuns auf dem Campus statt. Mit einem Jahresbudget von 250 £ musste ich ständig nach Sponsoren suchen, damit ich die Gagen der Bands, die bei etwa 40 £ pro Abend lagen, bezahlen konnte. Sowohl der Manager des Pubs, als auch die LSESU Kulturabteilung Entertainment halfen mir aus, zumal ich mit den Konzerten meist für abwechslungsreiche Stimmung in der Studentenkneipe sorgte.
Zusätzlich fanden drei stattliche Jazzveranstaltungen im damals größten Hörsaal, dem Old Theatre, statt, der etwa 650 Besucher fasste. Diese aufwendigen Konzerte ergaben sich durch eine glückliche Fügung. Eines Tages meldete sich die staatlich geförderte Jazz Centre Society bei mir und fragte, ob ich ihr einen passenden Konzertsaal zur Verfügung stellen könne. Da dies möglich war, entstand für den Zeitraum von drei Jahren eine enge Zusammenarbeit in der Veranstaltung großartiger Konzerte, an denen ausschließlich international renommierte Musiker teilnahmen. Zu den deutschen Größen zählte die Gruppe Colours mit dem Bassisten Eberhard Weber und dem Saxofonisten Charlie Mariano. Wir präsentierten den Posaunisten Albert Mangelsdorff und den Pianisten Alexander von Schlippenbach mit dem Free-Jazz Ensemble Globe Unity Ochestra. Obwohl gelegentlich Teile der Zuschauer die wilderen Konzerte vor der Halbzeit verließen, wurde zu meiner Freude in Zeitungen immer wieder über die großen Veranstaltungen berichtet. Die LSE Jazz Society führte mit ihren Konzerten implizit einen Bildungsauftrag aus, der neben dem Genuss an improvisierter Musik für Weltoffenheit und Toleranz sorgen sollte. Einer meiner Fans war der bereits erwähnte Dozent Max Steuer, der damals Bass in einer Rock ‘n‘ Roll Band spielte und sich derart dem Jazz zuwendete, dass er im Jahr 1992 den eigenen Jazz Plattenlabel Basho Records gründete.
Hinsichtlich des Gedankens der Persönlichkeitsentwicklung trugen meine Erfahrungen als Jazzimpresario sicherlich dazu bei, praktische Fähigkeiten der Organisation, Planung und des Managements zu entwickeln, die sich in meinem späteren Leben als nützlich herausstellen sollten. Dazu kommt, dass der Jazz als potentielles Bildungsmedium über eine besondere Qualität verfügt: Um ungehemmt improvisieren zu können, bedarf es neben den Aspekten des technischen Könnens und der Kreativität die Fähigkeiten der vollkommenen Entspannung, der Bereitschaft zu bewusstem Kontrollverlust sowie eines hohen Grads an Konzentration und Disziplin.
Um das Thema des Jazz abzuschließen, sei eine Anekdote erwähnt, die sich nicht auf dem Campus ereignete und mir aus zwei Gründen unvergesslich bleibt. Im Herbst 1977 besuchte ich den berühmten Jazzclub Ronny Scotts in London. An dem Abend trat der begnadete Saxofonist Rahsaan Roland Kirk auf. Er vermochte drei Blasinstrumente gleichzeitig zu spielten und war für die Technik der Zirkularatmung bekannt, mit der er minutenlang Töne ohne Unterbrechung erzeugen konnte. Da er sich gerade von einem Hirnschlag erholt hatte, reduzierte er sein synchrones Spielen auf „nur“ zwei Instrumente. Diesen damals schwerbehinderten Künstler zu sehen und zu hören, war ein großartiges Erlebnis. Kirk starb einige Wochen nach dem Konzert und verfügte in seinem Testament, dass seine Asche gemischt mit Marihuana von Freunden geraucht werde, damit sie zum Abschied noch etwas von seinem kreativen Geist übertragen bekämen.
Vor dem Konzert hatte ich meinen kleinen DAF an einer naheliegenden Kreuzung aus Not rechtswidrig geparkt und konnte von der Tür des Clubs das rote Heck des Wagens sehen. Als ich übermüdet, aber von der Musik erfüllt, gegen 2:30 Uhr morgens aus dem Club trat, regnete es nicht nur in Strömen, auch mein Auto war verschwunden. Dies brachte mich in eine brenzlige Lage, denn um diese Zeit in London ein Taxi zu bekommen war damals fast unmöglich. Dennoch ging ich im Starkregen auf die Kreuzung zu. Dort angekommen, sah ich mit Erstaunen und großer Freude, dass mein Gefährt um eine ganze Autolänge nach vorne bewegt worden war und nun auf einem regulären Parkplatz stand. Die Polizei, dein Freund und Helfer, hatte wohl irgendwie mein abgeschlossenes Auto in den Bereich der Legalität geschoben. Das Drama war jedoch noch nicht vorbei. Ich konnte wegen des Regens beim Fahren wenig sehen und in Knightsbridge angekommen, hatte ein Stromausfall den gesamten Stadtteil in Dunkelheit getaucht. Nun sah ich nichts mehr und fuhr zweimal an meinem Wohnhaus vorbei. Endlich angekommen, machte mir ein Nachtwächter die Tür auf und da der Aufzug still stand, kletterten wir gemeinsam mit Hilfe einer Taschenlampe die Treppen hinauf in die vierte Etage. Erschöpft von den Abenteuern fiel ich ins Bett, mit einer Spur Häme wissend, dass viele Londoner wegen des Ausfalls ihrer elektrischen Wecker am nächsten Morgen zu spät zur Arbeit kommen würden.
Neben meinem Engagement für den Jazz interessierte ich mich ebenso für das enorme Angebot, das die LSE im Bereich politischer Initiativen zu bieten hatte. Wie es damals an Hochschulen üblich war, buhlte ein breites Spektrum politischer Gruppierungen um aktive Mitglieder. Während meiner Schulzeit hatte ich mich bereits einem „linken“ Lager zugeordnet und somit zog es mich in diese Richtung. Abgesehen von der sozialdemokratischen Labour Party boten zunächst die kommunistischen Fraktionen mit ihrer Fähigkeit, sich regelmäßig aufzuspalten, eine große Auswahl an Vereinigungen. Auf die Gründe, warum ich sämtliche Schattierungen des Marxismus, wie die kommunistische Partei Großbritanniens, die Trotzkisten, Stalinisten und Maoisten ablehnte, komme ich später zu sprechen. Durch Zufall lernte ich jedoch bald sympathische Aktivisten der britischen Young Liberals kennen und schloss mich ihnen an. Es mag heute überraschend klingen, doch damals verkörperten die jungen Sozialliberalen inhaltlich eine interessante Mischung aus den Konzepten größtmöglicher Freiheit und sozialer Gerechtigkeit. Abgesehen von ihren anarchistisch unorthodoxen Positionen, zeichneten sie sich durch eine angenehme Lockerheit und scharfen Humor aus. Bei Leuten aus den K-Gruppen gab es grundsätzlich nichts zu lachen, was letztlich wohl auch zu ihrem Schattendasein beitrug. Da alle meine linksliberalen Freunde ein Jahr später mit Ihrem Bachelorabschluss die LSE verließen, musste ich mich nach neuen Ufern umschauen. So wandte ich mich einem losen Bündnis zu, das sich als Broad Left bezeichnete und aus Sympathisanten der Labour Party, des demokratischen Eurokommunismus und einiger Anarchisten zusammensetzte. Darüber hinaus beteiligte ich mich an anderen Kampagnen. Dazu zählte die Anti Nazi League mit ihrer Opposition gegen den britischen Rechtsradikalismus, die Menschenrechtsorganisation Amnesty International und die pazifistische Peace Pledge Union. Interessanterweise wurde ich immer wieder von netten Mitgliedern der Gay Society zu einem Umtrunk oder einer Party eingeladen. Sie wussten, dass ich nicht schwul war und dennoch schienen sie einen besonderen solidarischen Gefallen an mir als Andersseiender mit einem Handicap gehabt zu haben. Damals wurde das öffentliche Auftreten homosexueller Personen noch als kriminelles Sexualdelikt geahndet.
Viel Zeit verbrachte ich in den nebeneinander liegenden Büros der studentischen Entertainmentabteilung und der Redaktion der Studentenzeitung, die sich dem LSE Maskottchen zuliebe Beaver nannte. Um dorthin zu kommen musste man einen geräumigen Aufenthaltsraum durchqueren, der meist derart mit Haschischrauch gefüllt war, dass beim Hineintreten das andere Ende kaum zu sehen war. Die Zeitungsredaktion des Beaver war fest in der Hand humorvoller Anarchisten und in diesem Zusammenhang bekam ich einmal ernsthaften Ärger mit meinem Vater. Ich hatte in einer Ausgabe einen nicht kontroversen Artikel über Friedenspolitik verfasst und doch knallte er mir ein paar Tage später die Zeitung mit der Frage auf meinen Schreibtisch, was ich mir dabei gedacht hätte. Mir war noch nicht aufgefallen, dass auf der Nebenseite meines Artikels die Anleitung des Baus eines Molotowcocktails abgedruckt war. Der Ärger meines Vaters mag verständlich gewesen sein, denn auch ich war über den Vorfall überrascht. Trotzdem fragte ich mich: Wie und warum kam die deutsche Botschaft an eine Kopie der LSE Studentenzeitung? Warum musste sie sich wegen einer Studentenprovokation aufregen und das Ausüben meiner „Pressefreiheit“ als Autor eines gemäßigten Artikels hinterfragen?
Neben den Aktivitäten der diversen Societies bildete das Zentrum des politischen Lebens an der LSE die wöchentliche Versammlung des Studentenparlaments. Es kam freitags im großen Hörsaal des Old Theatre zusammen und sorgte mit seinen leidenschaftlichen Debatten für gelebte Demokratie. Meist ging es um Themen der Tagespolitik, sodass sich die Abstimmungen auf Kritik an politischen und wirtschaftlichen Missständen, aber auch auf Bekundung der Solidarität zugunsten gesellschaftlich schwacher Gruppen bezogen. Regelmäßig fanden Diskussionen statt, die auf Grund ihrer Argumentationsführung ein besonders hohes Niveau erreichten. Das ausgeprägte Bewusstsein für eine hochwertige Debattenkultur wurde dadurch bestätigt, dass überzeugende Argumente von allen Seiten der Zuschauer, unabhängig ihrer Standpunkte beklatscht und bejubelt wurden. Mit öffentlichen Äußerungen deutscher Journalisten und Politologen tue ich mich daher heutzutage schwer, wenn sie mehr politisches „Streiten“ und eine entsprechende „Streitkultur“ fordern. Das, was ich damals im britischen Studentenparlament erlebte, war Ausdruck einer Ästhetik des intelligenten Debattierens und hatte nichts mit dem mehrfach auslegbaren Begriff des Streitens zu tun.
Um einen kleinen Einblick in die unorthodoxe und humorvolle Praxis der politischen Studentenaktivitäten zu gewähren, seien zwei Ereignisse erwähnt, an denen ich am Rande beteiligt war. Das erste geht auf das Jahr 1977 zurück. Es handelte sich um einen Protest gegen die Erhöhung der Studiengebühren für ausländische Studierende, von denen über einhundert Personen aus ärmeren Entwicklungsländern in existenzielle Notlagen gerieten und dadurch die Fortführung ihres Bachelorstudiums gefährdetet wurde. Nach heftigen Debatten beschloss das Studentenparlament, sofort die Etagen der Universitätsverwaltung zu besetzen, inklusive das Büro des Direktors Ralf Dahrendorf. Er wurde von den Studierenden aufgefordert, soziale Gerechtigkeit walten zu lassen und für die Geschädigten eine Lösung zu finden. Die Hausbesetzung dauerte einige Wochen, bis eines Nachts das Gebäude von der Polizei gestürmt wurde. Nachdem sie sich durch das verbarrikadierte Treppenhaus gearbeitet hatte, standen die Studenten bereits mit ihren gepackten Sachen am oberen Ende der Treppe und baten freundlich die erschöpften Polizisten, wenn möglich Gewalt zu vermeiden.
Wie zu erwarten, klagte die Uni drei „Rädelsführer“ der Studentengewerkschaft an. Das Gerichtsverfahren fand im berühmten Royal Court of Justice statt, das nahe der LSE lag und somit hunderte Unterstützer der Angeklagten animierte, das Gericht aufzusuchen. Auch ich zählte dazu. Weil der Gerichtssaal bereits gefüllt war, gehörte ich zu der protestierenden Menschenmenge, die sich vor dem Gebäude versammelt hatte. Natürlich konnten wir dort die Verhandlung nicht verfolgen, doch als einige Studenten im Saal riefen, dass auch sie als Mitangeklagte aufgeführt werden wollten, da die drei gewählten Abgeordneten im Sinne der Studentenschaft gehandelt hatten, schwappte eine Welle dieser Rufe auch nach draußen. Geeint schlossen wir uns dieser Forderung an und riefen ebenfalls im Chor: „I want to be a co-defendant!“ Der Richter ging auf diese Forderung ein und wählte von den Zuschauern im Saal weitere sieben Personen aus, denn noch mehr von ihnen hätten kaum neue Argumente hervorgebracht und das Verfahren unnötig verlängert. Ein Jurastudent aus dem dritten Bachelorjahr trat als Verteidiger auf und schien ein sehr überzeugendes Plädoyer für Gerechtigkeit abgegeben zu haben. Kurz darauf verkündete der Richter das Urteil: Recht und Gerechtigkeit seien unterschiedliche Konzepte und könnten immer wieder voneinander abweichen. Er fuhr fort, dass obwohl das Engagement der Angeklagten und der Studentenschaft mehr als löblich sei, heilige der vertretbare Zweck nicht die eingesetzten Mittel. Er müsse also zugunsten der Universitätsleitung urteilen, forderte diese jedoch auf, das Problem der geschädigten Studenten zu lösen. Abschließend wandte er sich an den jungen Verteidiger und lobte ihn für sein professionelles Plädoyer. Die Gerichte bräuchten engagierte Menschen seinesgleichen und er hoffe, ihn als qualifizierten Anwalt in Zukunft wieder im Sitzungssaal zu treffen. Als Reaktion auf das Urteil bildete die LSE einen Fonds für Härtefälle und unterstützte Studenten, die auf Grund der Gebührenerhöhung in Schwierigkeit geraten waren. Das Fazit dieser Protestaktion lautete also, dass wir Studenten einen moralischen und nachhaltigen, nicht jedoch einen juristischen Sieg errungen hatten.
Die zweite Anekdote ist humorvoller Art und dient als Beispiel, dass man in der Politik nicht alles zu ernst nehmen sollte. Es war wieder einmal die Zeit gekommen, dass Wahlen der Studentenvertreter in die Gremien der LSE bevorstanden. Dazu zählten sechs Abgeordnete, die dem Board of Governors zugewiesen sind, was dem Aufsichtsrat der Universität entspricht. Die Mitglieder des Boards der LSE bestanden weitgehend aus Lords und Ladys des britischen Oberhauses. Um diese ehrwürdige Vereinigung etwas aufzumischen, beschlossen einige meiner anarchistischen Freunde bei der Studentenzeitung, das Stofftier eines Maulwurfs namens Attila ins Rennen zu schicken. Die Tatsache, dass er blind, taub und stumm sei, prädestinierte ihn für die Position im elitären Aufsichtsrat. Um die Angelegenheit formell einzuleiten, bekam der Kandidat die obligatorische Studentenkarte mit Foto erstellt. Während der Wahlkampagne wurde er mehrfach nach lauten Zurufen und Bitten einer Ansprache auf die Bühne getragen und an ein Mikrofon gehalten. Es herrschte minutenlanges Schweigen, um ihn stumm ausreden zu lassen, gefolgt von überschwänglichem Beifall für seine unanfechtbaren Qualitäten. Wegen seiner zweifelsfreien Fähigkeiten als Politiker überraschte es nicht, dass seine Kandidatur mit überwältigender Mehrheit genehmigt wurde. Nicht nur das, er gewann - auch wegen der beeindruckenden Pressekampagne im Beaver - einen überwältigenden Erdrutschsieg!
Um den Wahlsieg vom Parlament bestätigen zu lassen, musste Sieger Attila erneut eine stille Rede halten. Der Labour Kandidat, ein engstirniger Parteisoldat, der mit dem siebten Platz ausgeschieden war, ärgerte sich dermaßen über die Posse, dass er erbost aufsprang und den Maulwurf aus der Hand des Halters schlagen wollte. Große Empörung im Saal. Obwohl Attila unverletzt blieb, wurde der Student wegen versuchter Körperverletzung eines Abgeordneten der Halle verwiesen. Über den dramatischen Wahlsieg Attilas berichteten britische Zeitungen als das erste Treffen des LSE Aufsichtsrats mit seiner unkonventionellen Besetzung bevorstand. Wie zu erwarten, endete die „historische“ Sitzung in einem Drama: Am folgenden Tag verkündete die Schlagzeile im Beaver, dass Governor Attila hinterlistig ermordet worden sei. Nach Aussagen beteiligter Studentenvertreter habe man ihn in den Raum der Aufsichtsratssitzung tragen sehen, doch es gab keine Hinweise, dass er wieder lebend herausgekommen sei. Diese Tragödie beschäftigte die Zeitung und Studentenschaft über Wochen hinaus, ohne konkrete Einblicke in die Machenschaften des Aufsichtsrats zu gewinnen. Insgesamt blieb ein bitterer Beigeschmack, denn die Vermutung krimineller Fremdeinwirkung konnte nicht entkräftet werden.